Das Fechten

Wir sind eine schlagende Studentenverbindung, Das heißt, wir pflegen das studentische Fechten – die sogenannte Mensur.

  • Warum wird bei uns gefochten?
  • Was bringt das Fechten dem Einzelnen?
  • Bringt es überhaupt etwas?
Bevor wir diese Fragen beantworten, wollen wir dir ein paar Informationen darüber liefern, was unter „Mensur“ zu verstehen ist.
Studentisches Fechten und das Sportfechten auf der Plange sind etwas völlig Verschiedenes. Mit dem Mensurschläger, der studentischen Fechtwaffe, wird nicht gestochen, sondern nach festgelegten Regeln „geschlagen“. Schutzbrille und Bandagen verhindern nennenswerte Verletzungen. Nur der Oberkopf und die Wangen können getroffen werden.
„Na toll! – gerade auf den Kopf“, wirst du jetzt denken, aber tatsächlich ist es so, dass der Kopf durch seine Gewölbestruktur das Sicherste ist, was unser Körper zu bieten hat. Und die Augen sind mit einer Stahlbrille, die Ohren durch das Brillenlederband und der Körper und Schlagarm durch Kevlar- und Kettenhemd bestens geschützt. Im Übrigen handelt es sich bei dem Schläger nicht um eine Streitaxt, sondern ein leichtes Gerät, das nur Schnittwunden verursachen kann, die sofort durch einen stets anwesenden Arzt fachmännisch „versorgt“ werden.
Die Mensur ist auch kein „Gerenne über den Burghof“.
Einfacher Grund: zu gefährlich. Ausserdem müsste das Mensurteam ( u.a. Sekundanten, Unparteiischer und Arzt) sonst hinterhersprinten: zu anstrengend.
Die Fechtenden (Paukanten) stehen sich im Abstand von einer Schlägerlänge (108 cm) still gegenüber. Nur ihre Schlagarme bewegen sich und führen die Hiebe zum Kopf des Gegenpaukanten. Die Mensur ist durch ein Regelwerk, den Paukcomment, reguliert. Der Ablauf der Fechtpartie wird ständig kontrolliert und gegebenenfalls unterbrochen.

Wie läuft eine Fechtpartie ab?

Eine Mensur besteht in der Regel aus 30 Einheiten (Gänge). In jedem Gang hat jeder Paukant fünf Hiebe, die er ohne Unterbrechung, also ohne zu stoppen, ausführen muss. Durch ein zeitlich versetztes Beginnen der beiden Paukanten wird erreicht, dass die Hiebe abwechselnd ausgeführt werden. So kann sich derjenige, der gerade nicht schlägt, mit der Klinge und dem Arm schützen. Vor den Gegenhieben schützt sich also ein Paukant, indem er seinen Schlagarm über den Kopf hebt und so die Hiebe des Gegenpaukanten abfängt. Falls einer der beiden Paukanten getroffen wird (Blutiger) – das kann passieren, wenn er seinen Arm nicht hoch oder schnell genug zurückzieht – dann beurteilt der stets anwesende Arzt, ob die Mensur für den Getroffenen beendet ist.
Eine Mensur dauert durchschnittlich 20 Minuten. Drei Mensuren sind bei uns Pflicht, mehr ist auch o.k.
Eine wird im ersten Semester absolviert und die anderen verteilen sich auf die übrigen drei Aktivensemester. Trainiert wird übrigens täglich und man ficht nie mit jemandem aus derselben Studentenverbindung. Wir laden dich bei Interesse gern zu einer Mensur ein, damit du den genauen Ablauf kennenlernst.

Warum das Ganze?

Man kann das studentische Fechten wie einen Boxkampf sehen oder einen Fallschirmsprung. Es kann immer etwas passieren, muss aber nicht.
Gemacht wird das heute noch aus Tradition und auch als Abgrenzung. Es eine Aufgabe, die extrem polarisiert und darum auch selektiert.
Um an allen Vorteilen, die wir bieten, partizipieren zu können, muss man selbst etwas einbringen, was nicht mal eben so locker von der Hand geht.
Partien zu fechten, ist sowohl physisch als auch psychisch eine Herausforderung, der man erst einmal gewachsen sein muss.
Die Gründe, warum sich der Einzelne letztendlich dazu entschließt, sind unterschiedlich.
Für den Einen ist es ein lästiges Übel, dass er aber gerne in Kauf nimmt, weil ihn die ganze Sache an sich so begeistert. Für den Anderen kann es eine Herausforderung, wie Bungee Jumping oder Downhill Racing, sein. Letztendlich bleibt es dir überlassen, was du daraus machst und was es dir bringt.
Aus unserer Erfahrung können wir eins für jeden, der Mensuren gefochten hat – ob gut oder schlecht – sagen:
Es ist eine Grenzerfahrung, die man nicht mehr missen möchte.